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Ruf nach Reform

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Mehr als 10 000 Patienten auf der Warteliste standen 2017 weniger als 800 Spender gegenüber.
Mehr als 10 000 Patienten auf der Warteliste standen 2017 weniger als 800 Spender gegenüber. © Martin-Lang (iStockphoto)

Ärzte und Betroffene fordern eine Neuregelung des deutschen Transplantationsrechts und protestieren „gegen den Tod auf der Warteliste“.

Wir wollen die Zahl der Organspenden in Deutschland erhöhen“, heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Das ist auch nötig, denn Deutschland hatte 2017 den niedrigsten Stand an Organspenden seit 20 Jahren. Mehr als 10 000 Patienten auf der Warteliste standen weniger als 800 Spender gegenüber.

Schwarz-Rot verspricht für die aktuelle Legislaturperiode immerhin mehr Unterstützung für die Krankenhäuser, die Organe bei Verstorbenen entnehmen. Die Transplantationsbeauftragten der Kliniken sollen freigestellt und die Häuser besser vergütet werden. Doch von der Einführung einer Widerspruchslösung im Organspenderecht, wie sie fast überall in Europa gilt, steht nichts im Koalitionsvertrag. Aber jetzt macht die Ärzteschaft Druck: Immer mehr ärztliche Fachgesellschaften fordern diese Reform, nach der jeder als Organspender gilt, der nicht zu Lebzeiten widerspricht.

Kürzlich schlug sich auch der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, auf die Seite der Befürworter und rühmte die Widerspruchslösung als „Idealfall“. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft sowie die Fachgesellschaften für Urologie, Nephrologie und Chirurgie machen sich ebenfalls dafür stark. In der Politik dagegen setzt sich außer SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bisher nur der Vizechef der CSU-Bundestagsfraktion, Georg Nüßlein, dafür ein.

Zur Rettung nach Spanien

Gegen den Stillstand wehren sich immer mehr Betroffene. Eine von ihnen ist Susanne Reitmaier, deren nierenkranke Tochter Simone 2015 sogar nach Spanien reisen musste, um ein Spenderorgan zu bekommen – durch eine sogenannte Überkreuz-Lebendspende eines ihr Unbekannten, die in Deutschland rechtlich nicht möglich ist. Susanne Reitmaier erinnert sich gut, wie es ihrer Tochter während der Dialyse immer schlechter ging und die Hoffnungen auf eine Transplantation zu Hause schwanden. Jetzt hat sie den Verein „Gegen den Tod auf der Warteliste – Pro Organreform“ gegründet.

Noch ist die Initiative klein, doch die Ziele sind ehrgeizig. Das wichtigste: die Widerspruchs-
lösung. Vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen will der Verein möglichst alle Direktkandidaten zu ihrer Haltung dazu befragen – ähnlich die Bundestagsabgeordneten, vor allem die, die mit Gesundheitspolitik zu tun haben. „Das Ergebnis werden wir öffentlich machen“, so Vorstandsvize Rigmar Osterkamp. Das Thema müsse endlich breit und offen diskutiert werden. Der Verein hofft dazu auf große Unterstützung durch andere Selbsthilfeorganisationen, Ärzte, Ethiker und die Kirchen.

www.pro-organreform.de

www.change.org: Onlinepetition „Änderung des Transplantationsgesetzes: Einführung der Widerspruchslösung!“

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